Montag, Januar 02, 2012

[Rezension] "Meridian - Flüsternde Seelen" von Amber Kizer

Rezension von Teil 1 "Dunkle Umarmung"

Inhalt

Meridian macht sich auf die Suche nach Mädchen die so sind wie sie: Fenestre, die den Seelen dabei helfen ihren Weg ins Reich der Toten zu finden. Sie sieht es als ihre Aufgabe an die Mädchen von den Aternocti zu warnen und ihnen zu helfen. Gemeinsam mit ihrem Wächter und Freund Tens landet sie in einer Kleinstadt in Indiana. Dort fühlt sie sich sofort wohl und beschließt ein wenig zu bleiben. Schon bald wir der Glasbläser Rumi auf sie aufmerksam, da sie seine Glaskugeln zum Leuchten bringt. Da er selbst aus einer Familie mit Fenestre stammt, ist ihm sofort klar, dass er eine vor sich hat. Schnell wird er zu Meridians und Tens wichtigstem Verbündeten.

Juliet kämpft währenddessen ganz in Meridians Nähe in einem schrecklichen Waisenhaus um ihr Leben. Zu den täglichen Quälereien und Schlägen kommt, dass sie sich mittlerweile jeden Tag schlechter fühlt, insbesondere wenn die alten Menschen, die in dem dazugehörigen Pflegeheim betreut werden, sterben. Als sie dann auf Meridian trifft, blüht zum ersen Mal wieder Hoffnung in ihr auf, denn sie weiß instinktiv, dass sie jemanden gefunden hat, der ihr helfen wird. Doch die grässliche Heimleiterin setzt gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin alles daran ihr das Leben zur Hölle zu machen...

Meinung

Nachdem mich der erste Teil dieser Reihe schon total fasziniert hat, konnte ich es nach über einem Jahr kaum erwarten Band 2 zu lesen. Und hier ging es mir genauso, wie bei "Dunkle Umarmung", Meridians Geschichte fesselte mich erneut von der ersten Seite an. Dabei ist mir schnell aufgefallen, dass eigentlich jeder geschriebene Satz relevant ist. Amber Kizer verzichtet auf unnötige Beschreibungen und Erklärungen, die ich bei anderen Büchern meist nur überfliege. Hier habe ich mich selbst dabei erwischt, jeden Satz ganz genau zu lesen, ja regelrecht in mich aufzusaugen. Amber Kizers Schreibstil gefällt mir ungemein und das obwohl ich sonst nur selten auf Sprache und Ausdruck achte.

Zu Meridian habe ich bereits viel gesagt und an dieser Stelle kann ich nur erneut betonen, wie sympatisch ich sie finde. Sie ist ein Charakter, den ich durch und durch verstehe, alle ihre Ängste und Sorgen lassen mich mitfühlen und sind sehr glaubhaft geschildert. Ich fühle mich ihr nah wie einer Freundin und nach ihrem heftigen Streit mit Tens hätte ich sie am liebsten in den Arm genommen und getröstet. Die Beziehung der beiden rückt in diesem Teil zwar sehr in den Vordergrund, ist aber ungewöhnlich realistisch erzählt. Hier herrscht nicht ständig Friede, Freude, Eierkuchen, nein Meridian und Tens streiten auch, und zwar richtig! Ihre Beziehung wird in allen Fassetten erzählt, worüber ich mich immer noch wahnsinnig freue, weil nicht immer selbstverständlich. Die Probleme der beiden sind auch nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern spiegeln einfach den Alltag eines jungen Paares wieder. Dabei bleibt Amber Kizer aber so diplomatisch, dass man als Leser die Gefühle von beiden Beteiligten nachvollziehen kann und sich nicht auf eine Seite schlägt. Obwohl ich zugeben muss, dass ich auch hier Meridians Standpunkt etwas mehr verstanden habe als jenen von Tens. Auch Sex wird nicht totgeschwiegen, sondern offen angesprochen und auch (beinahe) ausgeführt. An diesen Stellen hatte ich ein wenig zu sehr das Gefühl, dass sich die Autorin die große Sexszene für den finalen dritten Teil aufgespart hat.

Neben Meridian wird dem Leser in "Flüsternde Seelen" eine weitere Fenestre vorgestellt: Juliet, die ihr bisheriges Leben in einem trostlosen Pflegeheim verbracht hat und dort beinahe Tag und Nacht arbeitet, um die kleineren Kinder versorgen zu können. Auch Juliet ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen. Bei ihr finde ich es beinahe schade, dass ihr sozusagen nur ein halbes Buch gewidmet wurde, meiner Meinung nach wäre sie auch als Hauptprotagonistin eine gute Wahl. Das Buch wurde abwechselnd aus Meridians und aus Juliets Perspektive erzählt. Hier ist es der Autorin gelungen beide Handlungsstränge so interessant zu gestalten, dass ich während dem einen nicht ständig auf den anderen gehofft habe, so wie ich es aus vielen anderen Büchern kenne. Juliets Leben wurde auch mit so viel Feingefühl erzählt, dass sie mir schon nach wenigen Sätzen unglaublich Leid getan hat. An dieser Stelle kann ich nur hoffen, dass sie im dritten Teil mindestens genauso oft vorkommt wie hier und Meridian beim Kampf gegen die Aternocti zur Seite steht.
Auch die Nebencharaktere sind perfekt ausgewählt, allen voran Rumi der Glasbläser. Mit seiner etwas ungewöhnlichen Art sorgt er für den ein oder anderen Lacher.
Auch die Kinder im Waisenhaus nehmen eine ganz besondere Rolle im Buch ein, hier ist vor allem Bondie zu erwähnen, der kleine Junge, der zunächst die Verbindung zwischen Meridian und Juliet darstellt. Mindestens genauso wichtig ist Nicole, ihren Charakter hätte man aber ruhig noch ein wenig ausbauen können, immerhin spielt sie eine wichtige Rolle in Juliets Leben.
Auch Meridians tierische Freundin Custos bekommt Gesellschaft, in Form von Mini, Juliets Katze, die ihr immer zu verstehen gibt, sobald wieder ein Mensch im Pflegeheim stirbt. Auch die Tiere an sich finde ich so gelungen, dass ich am liebsten noch viel mehr von ihnen lesen würde. Aber meiner Meinung nach könnte ein Band dieser Reihe sowieso 600 Seiten haben.

Das Böse wird hier vor allem durch die Heimleiterin verkörpert. Obwohl die Rolle der bösen Heimleiterin ein wenig klischeehaft ist, wurde sie hier so beängstigend dargestellt, dass sie mich dann doch überzeugt hat. Besonders spannend fand ich es, das man zwar von Anfang an gewusst hat, dass sich ein Aternoctus (ich hoffe mal das ist die Einzahl von Aternocti) in Juliets Nähe befindet, aber man bis zum Schluss nicht weiß, wer das wahre Böse verkörpert. Vor allem die letzten Seiten des Buches enthalten einige Überraschungen und auch eine Portion Action, die ruhig noch etwas ausgebaut werden könnte. Aber ich hoffe einfach auf einen großen Kampf zwischen den Fenestre und den Aternocti im finalen Teil.
Etwas gestört hat mich nur, dass scheinbar unwichtige Kleinigkeiten zu wenig detailliert erklärt wurden, so hätte ich zum Beispiel gerne mehr von dem angeblichen Giftefeu erfahren. Das Fokussieren der Autorin auf die wirklich wichtigen Dinge hat eben seine Vor- und Nachteile.

Fazit

Das einzige was ich an diesem Buch auszusetzen habe, ist dass es um 100 Seiten zu kurz ist, ansonsten bin ich genauso begeistert wie von Teil 1.



Herzlichen Dank für dieses Rezensionsexemplar



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