Bastians neue Freundin Sandra interessiert sich sehr für das Mittelalter. Gemeinsam mit ihren Freunden nimmt sie des öfteren an Rollenspielen teil, bei denen das Leben des 14. Jahrhunderts so realistisch wie möglich wiedergegeben wird. Die Teilnehmer verzichten dabei nicht nur auf Handy und Internet, sondern auch auf Streichhölzer, Verbandsmaterial und moderne Kleidung. Bastian, der sich normalerweise auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentriert - in seinem Fall sein Medizinstudium - lässt sich von ihr überreden mit ihrer Gruppe 5 Tage fernab der Zivilisation im Wald zu verbringen. Doch schon kurz nach der Ankunft erkennt er, dass er das Ausmaß des Rollenspiels unterschätzt hat. Als dann auch noch ein schweres Gewitter hereinbricht und ein Teilnehmer verschwindet, beginnt er an seiner Entscheidung zu zweifeln. In den nächsten Stunden ereignen sich dann immer mehr mysteriöse Ereignisse, die haargenau mit einer alten Sage, in der ein verstoßener Bruder einen furchtbaren Fluch ausspricht, zusammenpassen. Immer mehr Teilnehmer beginnen an diesen Fluch zu glauben und sind davon überzeugt nie mehr aus diesem verwunschenen Wald zurückzukehren...
Meinung
Ursula Poznanski entführt ihre Leser mit diesem Buch ins Mittelalter. Durch das Rollenspiel kann man sich schnell sehr gut vorstellen, wie hart das Leben damals war. Genauso wie Bastian bemerkt man schnell, wie sehr man auf moderne Dinge des Lebens angewiesen ist. So vergisst er beispielsweise, dass er bei seiner Reise ins Mittelalter auch seine Brille abnehmen muss, so dass er sich während seines Aufenthaltes im Wald trotz seiner Sehstörung zurechtfinden muss. Mit der Zeit passen die Teilnehmer nicht nur ihr Verhalten und ihre Sprache den Gepflogenheiten des Mittelalters an, sondern auch ihre Glaubensvorstellungen. Ich fand es faszinierend, wie Doro mit ihrem Gerede über den schlimmen Fluch, der über dem Wald liegt, zunächst allen auf die nerven ging. Ein paar Tage später aber, nachdem einige scheinbar unerklärliche Dinge geschahen, sind plötzlich fast alle davon überzeugt, dass es den Fluch wirklich gibt. Aus psychologischer Sicht fand ich das wahnsinnig interessant, da es zeigt, wie sehr der Mensch etwas braucht an das er glauben kann, um sich die Welt und den Sinn des Lebens zu erklären. Selbst wenn dieser Glaube völlig hirnrissig ist, halten sie dennoch daran fest. Gegen Ende des Buches sind sie sogar bereit einen der ihren zu opfern, um den Fluch zu brechen und frei zu kommen. Aus friedlichen Teenagern wurden innerhalb von wenigen Tagen kaltblütige Mörder.
Schon allein diese Entwicklung macht das Buch spannend, so dass ich es in den letzten drei Tagen in jeder freien Minute gelesen habe. Zusätzlich zu der interessanten Geschichte punktet "Saeculum" mit sehr vielfältigen und aufregenden Charakteren. Von der abergläubischen Doro, über die zwar wunderschöne aber unnahbare Lisbeth bis zu Iris, die in ihrem Leben schon einiges mitgemacht hat.
Auch die Hauptperson Bastian fand ich sehr sympathisch. Obwohl er neu dabei ist, wird es aufgrund seines medizinischen Wissens schnell zum Zentrum der Gruppe. Er ist einer der wenigen, der bis zum Ende klar denkt und sich nicht von dem ominösen Fluch beeinflussen lässt. Besonders nahe gegangen ist mir aber das Schicksal von Iris, die zunächst ein wenig unsympathisch wirkt. Mit der Zeit erfährt man aber die Ursache ihres distanzierten Verhaltens.
Ich habe lange Zeit nicht geahnt, wie sich all die eigenartigen Vorgänge im Wald, wie verschwundene und verletzte Personen, Maden im Essen usw. aufklären würden. Gegen Ende wurde aber immer klarer, dass nur ein Teilnehmer der Gruppe dahinter stecken kann und dabei war mir schnell bewusst, dass nur einer einen plausiblen Grund für diese Taten hat. Daher war die Auflösung am Ende leider nicht sehr überraschend für mich, was das einzige Manko des Buches darstellt.
Fazit
Sehr spannend, allerdings ein klein wenig zu vorhersehbar.
Herzlichen Dank für dieses Rezensionsexemplar an
Award für dich: http://wondersbuecherkiste.blogspot.com/2011/11/award-7-award.html
AntwortenLöschenHört sich sehr spannend an! Vielen Dank für die tolle Rezension.
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