Samstag, März 12, 2011

[Rezension] "Schuldig" von Jodi Picoult

Inhalt

Trixie ist mit ihren 14 Jahren nicht mehr das brave kleine Mädchen für das ihre Eltern sie halten. Sex, Drogen und Alkohol gehören mittlerweile zu ihrer Tagesordnung. Doch eines Tages passiert das Unfassbare: Sie wird vergewaltigt - von ihrem Ex-Freund Jason. Als ihr Vater Daniel davon erfährt, kann er seine Wut kaum noch unter Kontrolle halten und setzt alles daran, dass Jason bestraft wird. Der Rest der Kleinstadt glaubt Trixie aber nicht, was sie zu einem Selbstmordversuch treibt. Diesen überlebt sie nur knapp und sie und ihre Eltern versuchen ein halbwegs normales Leben zu führen. Währenddessen kommt immer mehr von der Wahrheit ans Licht und Trixie gibt zu, dass sie in manchen Punkten gelogen hat. Für David ist Jason aber dennoch schuldig und als er in der Stadt auf ihn trifft, kommt es zur Schlägerei. Am nächsten Morgen ist Jason tot. Das, was zunächst wie Selbstmord aussieht, entpuppt sich als Mord. Trixie flüchtet nach Alaska, um von der Wahrheit zu fliehen, aber diese holt sie unweigerlich ein...

Meinung

Jodi Picoult gehört schon seit Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautoren. Ich habe mittlerweile die meisten ihrer Bücher gelesen und weiß daher, wie diese aufgebaut sind. Mit "Schuldig" hat sie mich aber dennoch überrascht. Als ich das Buch aufgeschlagen und einen Comic darin entdeckt habe, war ich zunächst verwirrt. Ein Comic in einem Jodi Picoult Buch? Dieser Comic war dann aber so genial konzipiert, dass er dieses Buch zu etwas ganz Besonderen macht. Jodi Picoult schreckt - wie immer - nicht vor dem Neuen und Unbekannten zurück, sondern weiß es perfekt zu verwenden. Auch die Handlung ist sehr gewagt: 14-Jährige, die schon Erfahrung mit Sex haben und auf ihren Partys Sexspiele ausprobieren, haben sogar mich ein wenig schockiert und ich hoffe inständig, dass der durchschnittliche 14-Jährige nicht wirklich solche Partys feiert.

Wie immer befasst sich Picoult auch in "Schuldig" mit einem Tabuthema. Hier geht es um die Vergewaltigung von Trixie. Jedes peinliche Detail der Untersuchung von Vergewaltigungsopfern wird genauestens beschrieben. Außerdem erhält man einen Einblick in den Ablauf der polizeilichen Ermittlungen. Die Statistiken über die Verurteilung von Vergewaltigern waren erschreckend und beinahe unerträglich aufwühlend. An diesen Stellen spürt man förmlich, wie genau Jodi Picoult für dieses Buch recherchiert hat. Sie ist ja dafür bekannt, für ihre Recherchen keine Mühen zu scheuen.
Das Einzigartige an "Schuldig" war aber, dass es die Autorin geschafft hat, dass man zwar einerseits dem Opfer Trixie glaubt und man sie bemitleidet, man aber andererseits in keinem Moment den Täter Jason verurteilt oder gar hasst. Man glaubt ihm irgendwie, als er sagt, dass er das alles nicht wollte und wirklich geglaubt hat, dass Trixie Sex wollte.
Es muss richtig schwer sein ein Buch so zu schreiben, dass es beim Leser diese zweispältigen Gefühle hervorruft.

Picoults Genialität kommt außerdem in ihrem Perspektivwechsel zum Einsatz. Dieses Stilmittel beherrscht sie wie keine andere. Hier ist es mir besonders aufgefallen. Scheinbar unwichtige Sätze erhalten 50 Seiten später eine ganz andere Bedeutung, eine unbedachte Handlung der Charaktere wird einige Kapitel später sehr wichtig. Früher oder später fällt dem Leser auf, dass hier beinahe jeder Satz durchdacht und wichtig für das Verständnis der Handlung ist.

Der Comic ist, wie gesagt, sehr gelungen. Picoult setzt allerdings noch einen oben drauf, indem sie dem Leser verrät, dass sie eine geheime Botschaft darin versteckt hat. Diese passt noch dazu perfekt zum Inhalt des Buches.
An dieser Stelle möchte ich auch die Übersetzer loben, denn den Comic und vor allem die geheime Botschaft zu übersetzen war mit Sicherheit kein Zuckerschlecken. Dass sie dennoch auf jedes kleine Detail geachtet haben und sogar die Preisangaben auf der Titelseite des Comics dem deutschsprachigen Raum angepasst haben, ist bewundernswert.

Ein winziges Manko habe ich allerdings noch anzumerken: mir war nämlich viel zu schnell klar, wer der Mörder von Jason ist. Dennoch gab es dann wieder Momente, in denen ich an meiner Meinung gezweifelt habe. Man könnte Picoult also durchaus auch hier Absicht unterstellen.

Fazit

Jodi Picoult wie immer in Bestform - ein Buch das einen nicht so schnell loslässt.




Herzlichen Dank für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars an



Andere Werke von Jodi Picoult: (Auszug)
  • Picture Perfect, Roman (1995) (Deutsch: Auf den zweiten Blick)
  • Mercy (1995) (Deutsch: In einer regnerischen Nacht)
  • The Pact (1998) (Deutsch: Bis ans Ende aller Tage)
  • Keeping Faith (1999) (Deutsch: Die Wahrheit der letzten Stunde)
  • Plain Truth (2000) (Deutsch: Die einzige Wahrheit)
  • Salem Falls (2001) (Deutsch: Die Hexen von Salem Falls)
  • Perfect Match, Roman (2002) (Deutsch: Die Macht des Zweifels)
  • Second Glance (2003) (Deutsch: Zeit der Gespenster; März 2010)
  • My Sister's Keeper (2004) (Deutsch: Beim Leben meiner Schwester)
  • Vanishing Acts (2005) (Deutsch: Die Wahrheit meines Vaters)
  • The Tenth Circle (2006) (Deutsch: Schuldig, Piper Verlag, Februar 2011)
  • Nineteen Minutes (2007) (Deutsch: 19 Minuten, Piper Verlag, 2008)
  • Change of Heart, Roman (2008) (Deutsch: Das Herz ihrer Tochter)
  • Handle with Care (2009) (Deutsch: Zerbrechlich, Bastei Lübbe, 2010)
  • House Rules (März 2010)
  • Sing you Home ( April 2011)




1 Kommentar:

  1. Das klingt, als ob ich es früher oder später lesen werde. Danke für die Rezi :)

    Bei der Kombi 14-jährige und Sex kommt mir auch das Grauen. Was Drogen und Alkohol angeht eigentlich auch. :(

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