Alera ist die Kronprinzessin von Hytanica. Bis zu ihrem 18. Geburtstag muss sie sich entscheiden, welchen jungen Mann sie heiraten möchte, denn dann findet ihre Hochzeit statt und kurz darauf wird ihr Ehemann zum neuen König von Hytanica und sie zur Königin. Allerdings hat sie trotz ihrer adeligen Herkunft kein Recht darauf selbst über das Land zu regieren, denn das ist allein Männern vorbehalten. Ihr Vater, der König, besteht darauf alle Traditionen, die schon seit Jahrhunderten praktiziert werden, strengstens zu befolgen und er hat auch schon einen geeigneten Kandidaten für seine Nachfolge im Auge: Lord Steldor. Dieser ist allerdings sehr eingebildet und geht in den Gesprächen mit Alera überhaupt nicht auf sie ein, sondern schwärmt nur von seinen heldenhaften Leistungen. Alera, die von Steldor genervt ist, versucht verzweifelt einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage zu finden. Das ganze wird noch komplizierter als Narian in ihr Leben tritt. Er wurde nämlich als Säugling in das Königreich Cokyri verschleppt und wuchs dort auf. Die Königreiche Cokyri und Hytanica sind schon seit ewigen Zeiten verfeindet. Narians Rückkehr wird daher mit gemischten Gefühlen aufgenommen, denn es bestehen immer noch Zweifel an seiner Loyalität und keiner vertraut ihm wirklich - außer Alera, die durch ihn erkennt, dass sie sich von ihrem Vater viel zu sehr unterdrücken ließ und jetzt auf begehrt und gegen ihre Heirat mit Steldor kämpfen will, denn ihr Herz gehört Narian...
Meinung
"Alera - Geliebter Feind" wird dem Leser als Fantasyroman verkauft, obwohl er das mit Sicherheit nicht ist. Das einzige Element, das man vielleicht als Fantasy bezeichnen könnte, ist die Prophezeiung um Narian. Alles andere entspricht allerdings dem Inhalt eines ganz normalen Jugendbuches.
Im Grunde geht es die ganze Zeit um die Kronprinzessin Alera und ihre Probleme mit den Pflichten am Königshof. Alera wirkt am Anfang sehr naiv - geradezu anstrengend naiv. Im Laufe der Handlung, die ziemlich genau ein Jahr ihres Lebens umfasst, wird sie aber reifer und vor allem aufmüpfiger. Sie lehnt sich immer mehr gegen die strengen Regeln am Hof auf und trifft sich sogar heimlich mit Narian. Mit dem Ende des Buches war ich nicht sehr glücklich, vor allem weil ihre Entscheidung einen Rückschritt in die Unterwürfigkeit bedeutet. Allerdings ließ ihr Vater ihr auch kaum Alternativen und sie hat dann das Glück ihrer Schwester über ihr eigenes gestellt, was sie wiederum sehr sympathisch erscheinen lässt.
Das Rätsel, das Narian umgibt, wirkte zwar am Anfang interessant, aber irgendwie wurde dieser Teil der Handlung dann nicht zufriedenstellend weitergeführt und geriet zunehmend in Vergessenheit. Hier blieben meiner Meinung nach viel zu viele Fragen offen.
Die Handlung ist außerdem nicht sehr abwechslungsreich. In den 550 Seiten des Buches passiert meiner Meinung nach nicht sehr viel Spannendes und ich hatte zwischendurch Mühe mich zum Weiterlesen zu bewegen, da ich das Gefühl hatte, dass nicht mehr viel passieren wird. Und das war dann auch so, wenn man von ein paar interessanten Ereignissen auf den letzten 100 Seiten absieht.
Streng genommen werden in "Alera" alle Klischees, die man vom Leben einer Kronprinzessin hat, erfüllt. Sie wird ständig von einem Leibwächter bewacht, hat kaum Freiheiten und muss den Mann heiraten, den ihr Vater für sie vorsieht. Diese Klischees wurden mit der Zeit sehr anstrengend, insbesondere weil sie die Handlung sehr vorhersehbar machten.
Das Buch spielt zwar in einer Fantasywelt, die aber so gut wie keinen Unterschied zu unserer Welt aufweist, so gibt es beispielsweise die gleichen Traditionen und Feste wie bei uns. Hier habe ich oft den Einfallsreichtum der Autorin vermisst.
Ich habe das Buch eigentlich nur zu Ende gelesen, weil mir die Charaktere alle sehr gut gefallen haben. Vor allem der Konflikt zwischen Narian und Steldor, war meiner Meinung nach gut aufgebaut. Aber auch alle Nebencharaktere waren sehr gut konzipiert, allen voran London, der Leibwächter von Alera.
Erst nach dem Lesen habe ich erfahren, dass die Autorin das Buch im Alter von 14 Jahren begonnen und mit 17 vollendet hat. Auch wenn das Buch nicht unbedingt mein Fall war, bewundere ich die Leistung der Autorin. Sprachlich habe ich auch überhaupt nichts zu bemängeln und ich zweifle auch nicht am Talent der jungen Autorin. Die Naivität der Charaktere lässt sich eventuell mit ihrem Alter erklären.
Fazit
Man sollte kein Fantasybuch oder einen tiefgründigen Roman erwarten. Bei "Alera- Geliebter Feind" handelt es sich um leichten Stoff für Zwischendurch, der vor allem auf jüngere Leser zugeschnitten ist.